Jagdflugzeug : Grumann F6F Hellcat – Die Schützenkönigin der US Navy (2024)

Grumann F6F Hellcat – Die Schützenkönigin der US Navy

Wieder einmal brach am 31. August 1943 ein amerikanischer Luftangriff über die japanischen Stellungen auf Minami-Torishima (Marcus Island) herein. Neu waren an diesem Tag jedoch die Jagdflugzeuge, die dabei zum Einsatz kamen: Auf den Flugzeugträgern „Essex“, „Independence“ und „Yorktown“ stationierte Grumman F6F-3 Hellcat, die ihren ersten scharfen Einsatz flogen. Mit Hilfe des gedrungenen Jagdeinsitzers wollten die USA die japanischen Luftstreitkräfte vollends in die Defensive drängen. Niemand ahnte, wie erfolgreich die Hellcat dabei sein würde.

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Enstehungsgeschichte

Ihre Geschichte hatte bereits im Februar 1938 begonnen, als Grumman an den Designs 33 und 33A arbeitete. Diese waren als Weiterentwicklung der XF4F-2 mit einem stärkeren Motor gedacht. Im März folgten die Arbeiten am Design 35, einem völlig neuen Jagdflugzeug für die Marineflieger. Alle drei Projekte wurden wenig später zu Gunsten der XF4F-3, aus der die F4F Wildcat hervorging, eingestellt.

Dass es dennoch zum Bau der F6F kam, lag am Kriegsbeginn in Europa. Aus den Berichten über die Luftkämpfe jenseits des Atlantiks folgerte Grumman, dass schon bald trägergestützte Jagdflugzeuge mit deutlich besseren Leistungsmerkmalen als denen der Wildcat gefragt sein würden. Während die US Navy diesbezüglich große Hoffnungen auf die Vought F4U setzte, forderte das Bureau of Aeronautics (BuAer) bei Grumman für alle Fälle einen Konkurrenzentwurf an: das Design 50. Ein weiser Entschluss, denn aus Grummans Entwurf sollte der bessere „carrier fighter“ werden.

Die F6F wird mehr als eine verbesserte F4F Wildcat

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Im Juli 1942 flog die XF6F-3 erstmals. Sie hatte einen stärkeren Motor als die XF6F-1. Die erste Serienmaschine folgte im Oktober. Foto und Copyright: KL-Dokumentation

Um Zeit und Kosten zu sparen, wollten sich die Grumman-Konstrukteure zunächst an der F4F orientieren. Sie schwenkten aber auf ein größeres Flugzeug um, das weniger Ähnlichkeit mit der Wildcat aufweisen, doch leistungsfähiger, einfacher herzustellen und günstiger zu warten sein sollte. Am 12. Januar 1941 präsentierte Grumman ein Mockup des neuen Tiefdeckers mit Dreiblattpropeller und Einziehfahrwerk. Ein paar kleinere Änderungen verlangte die US Navy noch, bevor sie am 30. Juni – dem Tag, an dem die Vought F4U-1 in die Serienproduktion ging – den Auftrag zum Bau zweier Prototypen gab. Aus dem Design 50 wurde so die XF6F.

Auftrag für Serienfertigung

Mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA erfuhr das Projekt eine ungeahnte Beschleunigung. Am 7. Januar 1942, fast ein halbes Jahr, bevor der erste Prototyp überhaupt flog, bekam Grumman den Auftrag zum Bau von 1080 F6F-1 mit Wright-Doppelsternmotor. Ihre Auslieferung sollte im September beginnen. Doch mit dem vorgesehenen Wright XR-2600-10 wurde letztlich nur die XF6F-1 ausgestattet.

Jungfernflug

Vor 70 Jahren, am 26. Juni 1942, startete Testpilot Bob Hall mit ihr in Bethpage, New York, zum Jungfernflug. Da war längst klar, dass der Motor nicht die geforderte Leistung erbringen würde. Beim zweiten Prototyp, ursprünglich als XF6F-2 mit einer Turboladerversion des Wright-Motors geplant, wurde daher ein Pratt & Whitney R-2800-10 Double Wasp eingebaut. Mit diesem stärkeren wie auch zuverlässigeren 18-Zylinder-Doppelsternmotor flog am 30. Juli erstmals der zweite Prototyp. Er trug die Bezeichnung XF6F-3. Die Mustererprobung verlief zufriedenstellend, lediglich das Leitwerk musste verstärkt werden.

Serienfertigung und Nachbesserungen

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Die F6F-5 konnte Bomben und ungelenkte Raketen mitführen. Sie flog in den USA noch bis Anfang der 1950er Jahre. Einige Hellcats wurden umgerüstet oder weiterverkauft. Foto und Copyright: KL-Dokumentation

Am 3. Oktober 1942 flog schließlich die erste Serien-F6F-3. Von der XF3F-3 unterschied sie sich durch den spinnerlosen Hamilton-Standard-Propeller und modifizierte Motor- und Hauptfahrwerksverkleidungen. Während der gesamten Produktionsdauer waren nur wenige Nachbesserungen nötig. So wurde die Hellcat ab August 1943 mit abwerfbaren 568-Liter-Zusatztanks und ab Januar 1944 mit dem stärkeren Pratt & Whitney R-2800-10W (Wassereinspritzung) ausgerüstet. Stetig ergänzt wurde die anfangs nur aus sechs Flügel-MGs bestehende Bewaffnung: Parallel zum Zusatztank konnte ab September 1943 noch eine 500-kg-Bombe mitgeführt werden.

Die am 5. April 1944 erstmals geflogene zweite Serienversion F6F-5 verfügte über noch mehr Feuerkraft. Neben den sechs MGs standen dem Piloten sechs ungelenkte 127-mm-Luft-Boden-Raketen (HVAR) und wahlweise zwei 500-kg-Bomben oder zwei 298-mm-Luft-Boden-Raketen (Tiny Tim) zur Verfügung. So schlüpfte die Hellcat immer mehr in die Rolle eines Jagdbombers. Als die Nachtflugaktivität auf japanischer Seite zunahm, bewährte sie sich auch als Nachtjäger mit einem Radargerät am rechten Flügel. Bis zur Auslieferung der letzten F6F-5 am 21. November 1945 baute Grumman in Bethpage insgesamt 12.274 Hellcats, von denen rund ein Zehntel im Rahmen des Leih- und Pachtabkommens an den Fleet Air Arm (FAA) der Royal Navy ging. In den USA standen sie im Dienste von Navy und Marine Corps.

Einsätze

Die ersten F6F-3 wurden Mitte Januar 1943 auf der Naval Air Station Oceana im Bundesstaat Virginia in Dienst gestellt. Dort bereiteten sich ihre Piloten auf den Einsatz an Bord der neuen Flugzeugträger der „Essex“- und der „Independence“-Klasse vor. Mit dem eingangs erwähnten Angriff der Task Force 15 auf Minami-Torishima war es schließlich so weit. Im Morgengrauen konnten vier japanische Flugzeuge am Boden zerstört werden, und am Nachmittag errang Lt. Richard Loesch von der VF-6 den ersten Luftsieg mit einer Hellcat. Fünf Tage später erfolgte der erste Abschuss zweier Mitsubishi A6M „Zero“. Die gegnerischen Jäger erwiesen sich schnell als unterlegen.

Einen ihrer größten Triumphe erzielten Hellcat-Piloten bei der Operation „Forager“, der Schlacht um die Marianen-Inseln. Dabei kamen 443 F6F-3 und 24 F6F-3N zum Einsatz. Ihre Piloten schossen 77 gegnerische Flugzeuge ab – bei nur zwei eigenen Verlusten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges standen den 5.156 Luftsiegen von Hellcat-Piloten 270 eigene Verluste gegenüber. Unter diesem Aspekt war die F6F sicherlich das erfolgreichste Jagdflugzeug des Krieges.

Fazit

Zum Erfolg der Hellcat trugen nicht nur ihre robuste Bauweise und ihre Flugeigenschaften bei, sondern auch die gute Ausbildung ihrer Piloten und die schiere zahlenmäßige Übermacht. Auf dem europäischen Kriegsschauplatz kam sie nur in geringer Zahl und weniger erfolgreich zum Einsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben in den USA die Versionen F6F-5 und -5P bis 1948 im Dienst, anschließend mussten sie die Flugzeugträger zu Gunsten von Corsair und Bearcat verlassen. Sie dienten noch bis Anfang der 1950er Jahre als Reserve oder als Zieldrohnen, im Koreakrieg sogar als ferngesteuerte Bombenträger. Noch länger setzten Frankreich, Argentinien, Paraguay und Uruguay die Hellcat ein.

Technische Daten

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F6F-5: Zweite Serienversion, 7.868 gebaute Exemplare. Zeichnung und Copyright: Redemann / KL-Dokumentation

Grumman F6F-5 Hellcat

Hersteller: Grumman Aircraft Engineering Corporation, Bethpage, New York, USA
Verwendung: Bordgestütztes, einsitziges Jagdflugzeug
Motor: Pratt & Whitney R-2800-10W Double Wasp
Startleistung ohne Wassereinspritzung: 1.470 kW (2.000 PS)
Spannweite: 13,06 m (4,92 m mit angeklappten Tragflächen)
Länge: 10,24 m
Höhe: 3,99 m
Spurweite: 3,35 m
Flügelfläche: 31,03 m²
Leermasse: 4190 kg
maximale Startmasse: 6.990 kg
Höchstgeschwindigkeit: 612 km/h in 7.000 m Höhe
Steiggeschwindigkeit: 15 m/s in Bodennähe
Dienstgipfelhöhe: 11.370 m
Maximale Reichweite: 2.180 km

Versionen der Hellcat:

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XF6F-1: Erster Prototyp, 14-Zylinder-Doppelsternmotor Wright XR-2600-10 mit 1.250 kW/1.700 PS. Jungfernflug am 26. Juni 1942; später auf XF6F-3-Standard gebracht.

XF6F-3: Zweiter Prototyp, 18-Zylinder-Doppelsternmotor Pratt & Whitney R-2800-10
Double Wasp mit 1.470 kW/2.000 PS.

F6F-3: Erste Serienversion, 4.402 gebaute Exemplare, ein Teil davon mit Pratt & Whitney R-2800-10W (Wassereinspritzung, maximal 1.638 kW/2.228 PS). Bewaffnung: sechs 12,7-mm-MGs mit je 400 Patronen und eine 500-kg-Bombe. Großbritannien kaufte insgesamt 252 F6F-3, die als Hellcat I für die Royal Navy flogen.

F6F-3E: Nachtjäger, mit Radargerät Westinghouse AN/APS-4 in Behälter unter rechtem Flügel.

F6F-3K: Ab 1946 Umbau von F6F-3 zu ferngesteuerten Drohnen.

F6F-3N: Nachtjäger, mit Sperry AN/APS-6 in Radarnase am rechten Flügel.

Hellcat FR I: Mit Luftbildkameras ausgestatteter taktischer Aufklärer der Royal Navy.

XF6F-4: Zweiter Prototyp (XF6F-3), nach Bruchlandung versuchsweise mit Pratt & Whitney R-2800-27 ausgestattet.

F6F-5: Zweite Serienversion, 7.868 gebaute Exemplare, Pratt & Whitney R-2800-10W. Verbesserungen an Frontscheibe, Rudern und Motorverkleidung, verstärkte Panzerung und Bewaffnung. Großbritannien kaufte insgesamt 930 F6F-5, die als Hellcat II für die Royal Navy flogen.

F6F-5D: Umbau einiger F6F-5 zu Drohnen-Führungsflugzeugen nach dem Krieg.

F6F-5K: Umbau von F6F-5 zu ferngesteuerten Zieldrohnen zwischen 1949 und 1957.

F6F-5N / Hellcat NF II: Nachtjäger, mit Sperry AN/APS-6 in Radarnase am rechten Flügel. Zwecks größerer Trefferwirkung Tausch der beiden innen liegenden MGs gegen 20-mm-Kanonen.

F6F-5P / Hellcat FR II: Taktische Aufklärerversion für US und Royal Navy.

XF6F-6: Bau zweier weiterer Prototypen auf Basis der F6F-5 mit Pratt & Whitney R-2800-18W Double Wasp (1.543 kW/2.100 PS, mit Wassereinspritzung ca. 1.823 kW/2.480 PS) und Vierblattpropeller. Erstflug am 6. Juli 1944, aber keine Serienproduktion.

FLUG REVUE Ausgabe 06/2012

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